Mit der LAUFMAUS® in die Höhle der Löwen [Search Camp 211]

11. Januar 2022 | Von in Podcast "Search Camp"

Zum Jahresstart gibt es ein Interview, das etwas aus der Reihe der Search-Themen herausfällt. Ich spreche mit Martin Rutemöller, der mit dem Produkt LAUFMAUS® in der Höhle der Löwen ging und sich ein Investment von Carsten Maschmeyer und Nils Glagau sicherte. Wie lief das alles ab? Und was hat der Geldsegen gebracht?

 

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Mit der Laufmaus in die Höhle der Löwen

Markus Hövener: Moin, herzlich willkommen zu Search Camp! Ich bin heute wieder auf Außenmission quasi. Ich hab den Martin Rutemöller bei mir. Moin, Martin!

Martin Rutemöller: Hi!

Markus Hövener: Ich glaube, wir haben uns jetzt wirklich ewig nicht mehr gesehen.

Martin Rutemöller: Nein, ewig nicht.

Markus Hövener: Vor allem während der Corona-Zeiten glaube ich nicht.

Martin Rutemöller: Genau! Corona-bedingt.

Markus Hövener: Wir wollen heute über etwas sprechen, du warst nämlich bei „Höhle der Löwen“.

Martin Rutemöller: Ganz genau!

Markus Hövener: Und da wollen wir ein bisschen gucken, was du so mitgebracht hast. Vielleicht, um dich vorzustellen, ich habe natürlich noch mal nachgeguckt: Sportwissenschaftler, ist richtig?

Martin Rutemöller: Jawoll! Ja.

Markus Hövener: Geschäftsführer der Agentur EMS RUHR im wunderschönen Emsdetten und in Bochum.

Martin Rutemöller: Mhm (bejahend).

Markus Hövener: Und so die Themen Sport, Gesundheit, Freizeit ziehen sich durch dein ganzes Leben durch, glaube ich.

Martin Rutemöller: Das ist so. Gesundheit gehört zu meiner DNA.

Markus Hövener: Jetzt sind wir aber heute nicht hier, weil du Agenturmensch bist oder nicht in deiner Rolle als Agenturmensch, sondern du hast was Neues gemacht mit Partnern zusammen, und zwar die LAUFMAUS®. Erklär mal kurz, was die LAUFMAUS® ist.

Martin Rutemöller: Das ist eine spannende Geschichte. War in dem Sinne eigentlich als Corona-Projekt gestartet, ist ein völlig neues Lauftool, was ich in der Hand trage. Heißt also: Wir sagen, die LAUFMAUS® ist ein ergonomisch geformtes Griffelement für die Hände. Und die sorgt dafür, dadurch dass ich sie in den Händen habe, dass ich anders, gesünder, ökonomischer laufe.

Markus Hövener: Und Laufen meint quasi Joggen, oder?

Martin Rutemöller: Joggen oder Walken.

Markus Hövener: Okay!

Martin Rutemöller: Genau! Wird auch von vielen Physiotherapeuten mittlerweile als Reha-Instrument eingesetzt, also ist allumfassend einsetzbar.

Markus Hövener: Die Idee hattest aber nicht du für das Ding?

Martin Rutemöller: Nein. Die Idee hatte ein Mediziner namens Dr. med. Horst Schüler aus Münster, der quasi sich sein eigenes Hilfsmittel gebaut hat. Und er hatte 2007 einen schweren Verkehrsunfall mit Lähmungssymptomatik in der Halswirbelsäule. Das heißt, die war nicht durch, aber gequetscht, sodass er erst mal ans Bett gefesselt war. Und hat quasi dann nach einer OP sieben Jahre sich zurück ins Leben gekämpft. Und weil er Mediziner war, sich in dem Sinne mit seiner Expertise sein eigenes Hilfsmittel gebaut, womit er eben wieder auf die Beine kam. Und heute ist er 100 % rehabilitiert und joggt wie ein junger Hase durch den Wald.

Markus Hövener: Jetzt will ich nicht despektierlich sein, aber es ist eigentlich ein Stück Plastik mit Löchern drin.

Martin Rutemöller: Kunststoff.

Markus Hövener: Kunststoff. Entschuldigung!

Martin Rutemöller: Die Kunststoffexperten unter uns, die würden jetzt sofort sagen „Um Gottes Willen, das kannst du doch nicht Plastik nennen.“.

Markus Hövener: Er hat Plastik gesagt. Nein.

Martin Rutemöller: Genau! Das sieht einfach aus, aber hier liegt der Reiz im Detail. Es ist ergonomisch geformt, hat 17 patentierte Ecken, Kanten und Flächen, also Weltpatent. In der modernen Gesellschaft von heute ist es ja so, dass alles irgendwie blinken muss oder Daten erheben muss. Das muss es eben nicht, sondern es wirkt auch so. Und durch diese spezielle Formgebung schafft es sozusagen beim Träger eine natürliche Haltung wieder zurückzugewinnen, die wir uns vielleicht aufgrund unserer modernen Lebensführung, acht Stunden am Schreibtisch mit vorgerecktem Hals, vielleicht irgendwie abgewöhnt haben.

Markus Hövener: Mit dem Ding wart ihr jetzt bei „Höhle der Löwen“. Warum wart ihr da? Ging’s ums Geld oder um die Reichweite oder was war so euer Ziel?

Martin Rutemöller: Wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringt, ist erstmal Marketing das Nonplusultra. Man muss sich also überlegen: Wie komme ich in die breite Masse? Wie kann ich meine Zielgruppe überhaupt informieren und dann natürlich hinterher für das Produkt begeistern? Und natürlich ist „Höhle der Löwen“ da eine total interessante Marketingplattform, die wir auf dem Schirm hatten, die wir auch diskutiert haben, aber eher kontrovers. Ich war eigentlich derjenige, der gesagt hat: Ach, weiß ich nicht, Privatfernsehen, das ist doch alles irgendwie Fake. Ah nee! Ich habe es natürlich gesehen, aber für mich war immer so irgendwie wie „Vera am Mittag“ oder so. Also so, keine Ahnung, also ne. Wirklich, wo ich dachte: Na, weiß ich nicht, ob das wirklich positiv für das Produkt ist. Dann wurde unsere Entscheidung ein Stück weit dahingehend abgenommen, dass wir uns gar nicht bei „Höhle der Löwen“ beworben haben, sondern dass die bei uns angerufen haben.

Markus Hövener: Verrückt, oder?

Martin Rutemöller: Kannte ich vorher auch nicht diesen Weg. Ich habe mir dann hinterher sagen lassen, also pro Aussende-Staffel bewerben sich ungefähr 1000 Unternehmen. Aber die scouten von sich halt eben auch manchmal und suchen nach interessanten Produkten. Und anscheinend war unser Produkt so interessant, dass sie uns angerufen haben. Man muss dazu sagen, das ist erstmal ein Vorteil, weil man natürlich geschmeichelt ist und ein bisschen Rückenwind hat, aber wir mussten natürlich trotzdem den ganz normalen Bewerbungsprozess durchlaufen. Na ja, aber weil die jetzt schon angerufen hatten, habe ich mich dann eben mit dem Sendeformat näher beschäftigt, habe mit ein paar Start-ups gesprochen, die da schon gepitcht haben. Und habe mit dem Wissen, was ich dann bekommen habe, habe ich immer mehr meine Ängste oder Befürchtungen abgebaut, habe gesagt: Nein, da ist ja doch was dran. Könnte vielleicht für uns ein interessantes Format sein. Und dann haben wir es hier diskutiert und irgendwann haben wir gesagt: Okay! Jetzt machen wir es. Wir gehen ins Risiko. Weil es ist natürlich auch ein Risiko, mit einem neuen Produkt da in die Sendung zu gehen. Die haben 2 bis 3 Millionen Zuschauer Einschaltquote. Und wenn dann die Löwen sagen würden, was ein Mist, …

Markus Hövener: Ist auch blöd, oder?

Martin Rutemöller: Ist auch blöd. Da ist natürlich auch ein Stück weit Risiko dabei.

Markus Hövener: Wie wurdet ihr da so vorbereitet oder wie sah der ganze Prozess aus, von erstem Brief abgeschickt bis ausgesendet?

Martin Rutemöller: Das dauert schon relativ lange, das ist also eine relativ lange Bewerbungsphase. Die fängt damit an, dass man ein 16- oder 20-seitiges Papier abgeben muss, wo man, auf gut Deutsch gesagt, wirklich die Hose runterlässt. Also: Wie sind die bisherigen Umsatzzahlen? Wie sieht die Gesellschafter-Konstellation aus? Welche Marketingaktivitäten habt ihr schon gemacht? Wie ist die Preisgestaltung? Also die wollen eigentlich alles wissen. Das schickt man dann ab, dann geht das da in die Prüfung. Wenn man dann diese Hürde genommen hat, geht’s einen Schritt weiter. Der zweite Schritt war, dass wir ein Bewerbungsvideo einreichen mussten. Das heißt also, die vier Gesellschafter, die bei uns mit am Tisch sitzen, die mussten ein 5-minütiges Bewerbungsvideo abgeben. Ich vermute, das weiß ich nicht, dass die so ein bisschen abgucken oder abprüfen wollen, können die sich einigermaßen gerade artikulieren vor einer laufenden Kamera?

Anscheinend haben wir auch das hingekriegt. Und dann war es klar, dass wir einen Sendetermin bekamen. Und dann mit dem Datum, wo wir eben den Sendetermin bekamen, hatten wir mit einem Mal fünf verschiedene Ansprechpartner beim Sender. Das war die Bühnenbildnerin, das heißt, also man hat Mitspracherecht bei der Bühnengestaltung. Das war der Regisseur, der mit einem so die Dramaturgie durchgeht. Das war eine Unternehmensberaterin, die einen nochmal fit macht, weil natürlich hinterher in den FAQ, Frage-Antwort-Spiel mit den Löwen, muss man natürlich auch relativ versiert sein. Da kriegt man immer wieder mit, dass das nicht alle sind. Und dann hatten wir eine für rechtliche Fragen. Was man sagen muss, die haben uns echt gut vorbereitet. Wir haben dann von unserer Seite aus hier auch geübt, wir haben das Büro quasi in ein Studio umgebaut.

Markus Hövener: Wie oft habt ihr das geprobt, euren Pitch?

Martin Rutemöller: Fünf, sechs Abende bestimmt. Wo wir dann immer mit allen Gesellschaftern zusammengekommen sind, es immer wieder geprobt haben, mögliche Fragen durchgegangen. Und die Mitarbeiter saßen dann da als vermeintliche Löwen und haben uns gelöchert.

Markus Hövener: Cool! Zeitrahmen jetzt insgesamt so Tür zu Tür?

Martin Rutemöller: Du meinst jetzt von der Aufnahme bis Ausstrahlung?

Markus Hövener: Nein, so vom ersten Kontakt bis Sendung.

Martin Rutemöller: Die haben uns Ende 2020 angerufen, das war so Mitte, Ende Oktober. Im Dezember war dann klar, dass die uns nehmen. Und die Aufzeichnung war dann Ende Januar, Anfang Februar 2021, also in diesem Jahr. Und die Ausstrahlung war dann ein halbes Jahr später, ich glaube, am 6. September.

Markus Hövener: Und ihr habt Geld mit nach Hause gebracht, habe ich gelesen. Ich habe gelesen, korrigiere mich, 280.000 Euro für 25,1 %.

Martin Rutemöller: Genau!

Markus Hövener: Mit Carsten Maschmeyer und Nils Glagau.

Martin Rutemöller: Genau!

Markus Hövener: Was hat euch das, also was es euch an Geld gebracht hat, glaube ich, ist klar, das steht da irgendwie. Was hat es euch sonst gebracht?

Martin Rutemöller: Das Geld war gar nicht das Entscheidende. Also wir standen ganz gut da alle vier Gesellschafter, stehen schon lange im Leben, haben alle schon gute Jobs gehabt. Das war also nicht die Motivation, sondern die Motivation war in der Tat, die Reichweite zu bekommen und mit den Löwen, deren Expertise, aber auch natürlich deren Reichweite. Also so ein Carsten Maschmeyer, wenn der irgendwo anruft, dann ist das was anderes als wenn ich irgendwo anrufe.

Markus Hövener: Hat das dann auch wirklich das gebracht? Also hat der Carsten Maschmeyer irgendwo angerufen? Also spürt man das?

Martin Rutemöller: Ja. Also erstmal sagen wir so, man spürt es, wenn man selber irgendwo anruft und sagt, ich habe Carsten Maschmeyer im Rücken. Das merkt man natürlich durchaus. Aber ich sag mal so, so ein Carsten Maschmeyer, der hat über 100 Investments, der wird nicht überall die Zeit haben, sich da persönlich einzusetzen, aber der hat ein Riesenteam. Und der Nils Glagau auch. Und die sind bis heute für uns immer auf einem ganz kurzen Dienstweg erreichbar. Das heißt also, wenn wir im Bereich Sales, wenn wir im Bereich Marketing irgendwelche Fragen haben oder irgendwo nicht weiterkommen, weiß ich immer, wen ich anrufen muss und wer mir umgehend hilft.

Markus Hövener: Lass uns mal ein bisschen gucken, ihr seid eigentlich, ich versuche, es nicht negativ zu formulieren, ihr seid ein kleines Unternehmen oder schlank. Da sitzen jetzt nicht 200 Leute und verpacken die Produkte, sondern läuft so. Ich würde gerne mal wissen, wie ihr das, was jetzt so auf euch zukommt, wie ihr das abfedert. Zum Beispiel ihr macht YouTube-Videos, habe ich gesehen. Woher kommen diese Videos? Wie macht ihr das? Ihr habt zum Beispiel Videos mit anderen Läufern und Sportlern, die dann natürlich total begeistert sind von dem Produkt.

Martin Rutemöller: Selbstverständlich!

Markus Hövener: Natürlich! Sonst macht’s keinen Sinn. Aber wie macht ihr sowas?

Martin Rutemöller: Ja gut, ich meine, aufgrund meiner Expertise, ich komme ja seit 20 Jahren aus dem Marketing, hat man schon so ein bisschen Erfahrung. Und mit der Erfahrung habe ich auch ein Netzwerk. Das heißt also, wir drehen ja die Videos nicht selber, sondern da hast du verschiedene Menschen, Agenturen, die im Bereich Videografie spezialisiert sind, wo du relativ schnell darauf zugreifen kannst. Mit denen gehst du ein Storyboard durch und dann muss nur noch das Wetter stimmen und dann drehst du. Und natürlich das Geld. Klar, dann musst du natürlich die Protagonisten haben, die sich vor die Kamera stellen. Das ist zum Beispiel Jan Fitschen als ehemaliger Europameister im 10.000-Meter-Lauf, das ist aber auch hier die Emsdettenerin Hannah Arlom, die aber, und das vielleicht noch mal möchte ich kurz betonen, nicht für Geld sich dahinstellen, natürlich bekommen die auch Geld, gar keine Frage, keiner arbeitet gerne umsonst, aber alle, die sich vor die Kamera stellen, sind auch von dem Produkt überzeugt. Und darauf lege ich sehr viel Wert.

Markus Hövener: Wo habt ihr die jetzt aufgetrieben? Kamen die auf euch zu, oder?

Martin Rutemöller: Na gut, Hannah Arlom, als Emsdettener kennt man eigentlich.

Markus Hövener: Ja, natürlich.

Martin Rutemöller: Und so ein Jan Fitschen, die ruft man einfach an. Ich meine jetzt, wie gesagt, ich komme ja seit 20 Jahren aus dem Gesundheitsbereich, ich kannte Jan schon vorher, deshalb hatte ich auch seine Handynummer und habe ihn einfach auf dem kurzen Dienstweg auch da anrufen können. Aber auch er war skeptisch, hat gesagt: Na, über die Hände laufen, kann ich mir nicht vorstellen. Aber jetzt ist er begeistert.

Markus Hövener: So Facebook und Instagram habe ich natürlich auch geguckt. Wie wichtig ist das für euch? Und auch da, wie macht ihr das intern? Wer macht das hier? Macht jeder mal was, oder?

Martin Rutemöller: Ja, auch das. Also kleines Team, sind ja wir alle eierlegende Wollmilchsäue, jeder muss alles können. Aber natürlich kann nicht jeder alles ganz speziell und in die Tiefe gehend. Ich komme so ein bisschen aus der Marketingecke, eher aus der alten Welt, sag ich mal. Also wir haben unser Geld immer mit Events verdient oder Print. Und das Online-Marketing ist uns jetzt nicht so in die Wiege gelegt worden. Und da mussten wir natürlich uns ein bisschen schlaumachen, sind wir auch noch dabei. Das endet ja nie, also du musst immer irgendwie am Ball bleiben. Haben viele Onlineschulungen gemacht. Klar, wenn du erst mal Geld in die Hand nimmst, plötzlich meldet sich Facebook auch proaktiv bei einem.

Markus Hövener: Komisch, ne?

Martin Rutemöller: Und bei PayPal, Facebook und Co. kannst du nie einen erreichen, wenn du kein Geld in die Hand nimmst. Aber sobald du Werbeausgaben sprießen lässt, melden die sich bei dir.

Markus Hövener: Also nochmal, Facebook, Instagram, habt ihr da einen Plan oder probiert ihr einfach auch wahnsinnig viel aus?

Martin Rutemöller: Genau! Also wir haben beides. Du hast natürlich einen rudimentären Plan, du hast einen Themenplan. Du hast einen Plan von der Logik, die dahintersteckt, wie baust du die Community auf. Aber natürlich probierst du dann auch immer wieder aus, mal eine Reichweiten-Kampagne, mal eine Kampagne auf Verkauf ausgelegt, Retargeting und, und, und. Mit jedem Versuch wird man schlauer.

Markus Hövener: Jetzt ist euer Produkt eigentlich, habe ich so eben noch mal überlegt, eigentlich blöd. Ich kaufe es einmal.

Martin Rutemöller: Bitte?

Markus Hövener: Ich versuche, das noch zu begründen.

Martin Rutemöller: Ja, ja, ja, ja.

Markus Hövener: Ich kaufe das einmal und wenn ich es jetzt nicht …, weil es aus Kunststoff ist, sehr hochwertigem Kunststoff natürlich, wird es auch so wahnsinnig schnell nicht kaputtgehen und ich brauche auch kein zweites davon oder ein drittes, weil so viele Hände habe ich auch jetzt ehrlich gesagt nicht.

Martin Rutemöller: Genau!

Markus Hövener: Ist das nicht eigentlich ein schlechtes Geschäftsmodell, was ihr da habt?

Martin Rutemöller: Wollte ich grad sagen, du kannst nicht pauschal sagen, das Produkt ist blöd, sondern aus Sicht des Kunden ist es gut.

Markus Hövener: Ja, das hält so lange.

Martin Rutemöller: Das hat eine ultralange Lebensdauer. Ich sag mal, so eine LAUFMAUS® kann einen das ganze Leben begleiten. Aus Sicht des Herstellers ist es ein bisschen blöd, weil das Geschäftsmodell natürlich erstmal darauf baut, ich habe einen Kunden und wenn ich den erreicht habe, wird der wahrscheinlich nicht nochmal mein Kunde. Weil er wird aller Wahrscheinlichkeit zufrieden sein und lange mit der LAUFMAUS® rumlaufen. Das würden wir uns wünschen. Aber ich habe keine große Chance, Aftersales zu machen oder sonst irgendwas. Natürlich muss man dann eben schauen, erst mal ist der Läufermarkt sehr groß, also wir können uns da eine Menge lange bewegen. Und momentan bewegen wir uns erst mal nur in Deutschland und Europa. Das heißt also, die Welt ist ja noch groß, die mit LAUFMAUS® zu erobern oder zu erreichen. Aber auch da wird man irgendwann an Grenzen stoßen, ob ich die noch erleben werde, ist eine andere Frage. Aber natürlich bauen wie auch permanent an dem Produkt weiter. Also das Produkt als solches kann immer weiter optimiert werden. Du hast zusätzliche Artikel, wo du sagen kannst: Na ja, im Winter jetzt kriegst du kalte Hände, also musst du vielleicht mal einen LAUFMAUS® Handschuh entwickeln. Wir haben LAUFMAUS® Shirts entwickelt. Und hinter der LAUFMAUS® stecken anatomische Kettenphänomene, die diese Wirkung erzeugen. Und natürlich kann man in Anlehnung an diese Kettenphänomene zusätzliche Produkte irgendwann mal entwickeln. Wir arbeiten da sehr eng mit einem Professor aus Amberg-Weiden oder in der Nähe von Nürnberg zusammen, der gerade auch an der LAUFMAUS® forscht, eine groß angelegte Doktorarbeit umsetzt. Der hat schon natürlich Ideen gemeinsam mit dem Erfinder Horst Schüler zusammen, dass man da weitere Produkte irgendwann mal auf den Markt bringen kann.

Markus Hövener: Wollte ich auch grad sagen, weil so eine One Product Company ist natürlich perspektivisch vielleicht auch nicht so super.

Martin Rutemöller: Genau! Also ist eine Herausforderung. Aber wir lieben Herausforderungen, wir lieben die Herausforderung, ein Produkt auf den Markt zu bringen, was keiner kennt. Und mit einer One Product Company ist es natürlich auch eine gewisse Herausforderung.

Markus Hövener: Da hattest du eben Expansion angesprochen. Da würde ich natürlich sagen, LAUFMAUS® Maus ist zumindest für Deutschland ein super Name. Außerhalb dessen vielleicht nicht so unbedingt.

Martin Rutemöller: Ja.

Markus Hövener: Habt ihr drüber nachgedacht?

Martin Rutemöller: Ich finde es fast umgekehrt. Also am Anfang, als ich dazukam, war der Name LAUFMAUS® eigentlich schon gesetzt. Und ich habe gedacht am Anfang: Hm, LAUFMAUS®, das könnte bei Frauen auch so ein bisschen despektierlich wirken. Hat sich in der Praxis nicht so gezeigt. Deshalb habe ich gedacht, eher im deutschsprachigen Raum schwierig. Wenn du jetzt in den englischsprachigen Raum gehst, LAUFMAUS®, Kindergarden, mögen die es zum Teil auch, deutsche Begriffe quasi, fast eins zu eins kriegen sie natürlich nicht hin, auszusprechen. Das heißt also, hier sind keine schwierigen Umlaute drin, auch ein Asiate oder ein Franzose kann das sprechen. Was anderes ist bei Firmen, ein Freund von mir ist mit dem Geschäftsführer von Fressnapf bekannt. Die hatten natürlich größere Probleme, Fressnapf in eine andere Sprache zu übersetzen. Ich glaube, die Probleme erwarte ich nicht bei uns.

Markus Hövener: Ihr hattet auch viel PR. Ich habe mir ein paar Sachen angeguckt, habt ihr alles auf der Website, unter Facebook. Ihr wart zum Beispiel bei „Einfach genial“ beim NDR, in der Ärztewoche habe ich was über euch gelesen, Podcasts und das ganze Zeugs. Könnt ihr messen, was euch das bringt? Oder ist das dann einfach nur so, dass du deiner Mutter stolz zeigen kannst „Hier, ich war in der Ärztewoche drin“ und ich habe nicht alles falsch gemacht?

Martin Rutemöller: Print ist oft schwer zu messen. Online kannst du messen. TV ist auch wieder schwerer. Natürlich kannst du nach einer TV-Ausstrahlung die Website-Besuche, dass die ansteigen, messen, klar. Aber im Marketing, auch wenn immer mehr messbar ist, ist Marketing immer noch zum großen Teil auch Bauch. Wir haben am Anfang, ich habe ja gesagt, es ist ein neues Produkt und es ist ein erklärungsbedürftiges Produkt, und der erste Weg über Social Media ist sicherlich nicht der, den wir gehen konnten, weil Social Media ist natürlich inhaltlich nicht so ganz tief. Deshalb sind wir am Anfang erstmal in die Print-Geschichten eingestiegen, weil ich über Print natürlich viel mehr erklären kann oder erzählen kann, und Print auch bis heute noch ein Stück weit glaubwürdiger ist. Also was in der Zeitung steht, ist wahr.

Markus Hövener: Vor allem in der Ärztewoche natürlich.

Martin Rutemöller: Genau, genau! Das ist auch nicht ganz so einfach, da reinzukommen. Muss man ja auch sagen. Also ich kann da nicht einfach einen Artikel hinschreiben, sondern dann braucht man schon einen Arzt oder einen Physiotherapeuten, der sagt, ich habe das getestet und das ist wahr, das stimmt, was da funktioniert. Dann ist das vielleicht schon ganz gut. Und deshalb muss man damit erst mal Reichweite und Glaubwürdigkeit aufbauen. Und wenn man dann so eine Marke platziert hat, dann ist natürlich der Weg über Social Media einfacher.

Markus Hövener: Ihr habt grundsätzlich sowieso den Nachteil, also ich jetzt so als Suchmensch denke immer so, das, was ihr macht, ist eigentlich komplett fatal, weil: Es gibt quasi keinen Suchbegriff für das, was ihr eigentlich seid.

Martin Rutemöller: Genau!

Markus Hövener: Das macht natürlich erst mal so das suchgetriebene Marketing schwierig. Also wie finden euch Kunden denn dann eigentlich?

Martin Rutemöller: Genau, das ist ja die Herausforderung. Da waren wir uns von Anfang an klar, weil du hast keine Keywords, die du da irgendwie nehmen kannst, wo du sagst, da hänge ich mich erst mal dran. Weil danach sucht niemand, das gab’s bis jetzt nicht. Deshalb waren so Absatzkanäle wie Amazon oder sonst was mit Sicherheit nicht die erste Wahl. Amazon ist eine gute Plattform, wenn irgendwo nach gesucht wird, aber nach der LAUFMAUS® hat bis dato keiner gesucht. Und das Gleiche ist bei Google Marketing oder sonst irgendwas, also über diese Suchmaschinen sucht keiner. Deshalb eben erstmal Bekanntheit aufbauen über Print, was natürlich aufwendig und teuer ist.

Markus Hövener: Und langwierig.

Martin Rutemöller: Und langwierig. Genau! Und dann so langsam versuchen, die anderen Kanäle mit zu bespielen. Aber das ist genau die Herausforderung, wo wir jetzt grad stehen.

Markus Hövener: Vielleicht noch mal so die Frage: Du hast jetzt seit 20 Jahren auch eine Agentur und jetzt hast du auf einmal ein Produkt. Profitiert das eine von dem anderen? Und leidet vielleicht das eine auch unter dem anderen, also hat die Agentur vielleicht auch ein bisschen darunter gelitten, dass ihr die Produkte gemacht habt? Also hat sich das befruchtet alles zusammen?

Martin Rutemöller: Ja, nein, ja.

Markus Hövener: Okay! In der Reihenfolge.

Martin Rutemöller: Ja klar! Also erstmal, natürlich hilft die Agenturerfahrung ein Produkt auf den Markt zu bringen. Trotzdem ist ein Produkt auf den Markt zu bringen, was komplett Neues. Ich habe in gewisser Weise absolutes Neuland betreten, was für mich aber auch, der 20 Jahre eine Agentur ist, wieder mal eine total spannende Herausforderung war. Ja, ich kann mich nicht teilen und irgendwann ist auch mein Tag zu Ende. Und wenn ich vorher acht bis zehn Stunden für die Agentur tätig war und soll jetzt auch noch acht bis zehn Stunden für die LAUFMAUS® tätig sein, muss man irgendwo Abstriche machen. Aber glücklicherweise habe ich ein supergutes Team in der Agentur, die ein Stück weit das auffangen und mir verzeihen, dass ich ab und zu auch mal fremdgehe.

Markus Hövener: Genau! Frau Rutemöller hört gerade nicht zu. Vielleicht so, wir können schon fast auf die Zielgerade einschwenken. Du hattest am Anfang einmal kurz gesagt, dass du Angst hattest oder das Gefühl hattest, das ist alles Fake und so. „Höhle der Löwen“, ist das Fake oder ist das alles gut so?

Martin Rutemöller: Kein Stück, kein Stück. Also wie gesagt, ich war fest davon überzeugt, Privatfernsehen gleich Fake. Dem war aber, zumindest in dem Sendeformat, nicht so. Heißt: Weder wir wussten, bis wir vor den Löwen standen, welcher Löwe an diesem Tag vor uns sitzen wird, noch wissen die Löwen, bis die Start-ups vor denen stehen, welches Start-up kommt da. Das weiß ich deshalb, weil das alles hochgeheim war. An dem Tag, wo gedreht wurde, sind wir morgens um sieben Uhr da schon ins Gebäude reingeführt worden mit Security und mussten uns quasi verkleiden. Also wir sind in der Sendung mit LAUFMAUS® Shirts aufgetreten, und man darf also, während man sich im Gebäude bewegt und nicht vor der Kamera ist, darf man das nicht präsentieren, weil die vom Sender sagen: Na ja, die Löwen sind auch nicht doof und die haben auch ihre Mitarbeiter, die die öfter mal über den Flur schicken.

Markus Hövener: Klar!

Martin Rutemöller: Und dieser entscheidende Vorteil, dass die schon mal googeln könnten, das wollen die verhindern. Also weder für die Löwen noch für die Start-ups ist da irgendwas im Vorfeld klar. Und das macht natürlich den Reiz der Sendung aus.

Markus Hövener: Und dann natürlich die übliche Frage: Würdest du das alles nochmal so machen?

Martin Rutemöller: Absolut!

Markus Hövener: Okay!

Martin Rutemöller: Es hat ja immer viele Komponenten. Einmal ist es natürlich, in Anführungszeichen, der „Spaßfaktor“. Klar, habe ich irgendwie TV-Erfahrung, mal irgendwie hier „Aktuelle Stunde“, mal einen O-Ton hier oder da gegeben, aber dass du einen ganzen Drehtag hast in so einem Riesenstudio mit 100 Mann, die um einen rumwuseln, das habe ich natürlich auch noch nicht erlebt. Also das war einfach mal ein großes Abenteuer, war spannend. Und die Ausstrahlung und die damit gewonnene Reichweite und was danach passiert ist mit uns, war natürlich auch genial.

Markus Hövener: Gleichwohl so eine Wirkung nimmt dann irgendwann mal ab. Ich meine, diese Ausstrahlung ist wahrscheinlich einmalig, irgendwann läuft das vielleicht nochmal in der Wiederholung, weiß ich jetzt nicht, aber du hast diesen einen Peak wahrscheinlich in Google Analytics, wo man sehen kann, dass es ordentlich nach oben durchkracht.

Martin Rutemöller: Ja.

Markus Hövener: Und danach ist doch erst mal wieder ein bisschen Stille, oder?

Martin Rutemöller: Absolut! Da sind Highlights, die kann ich nicht permanent toppen. Natürlich ist es so, ob das von der Suchfunktion, von der Reichweite, vom Umsatz, schießt alles auf den Mount Everest hoch. Und natürlich schießt du danach auch wieder runter relativ schnell. Aber du hast es ja schon auf der Haben-Seite. Also die Umsätze, die wir gemacht haben, die habe ich erst mal auf dem Haben-Konto, so dass wir aus den roten Zahlen schon mal schwarze machen konnten. Das war auch schon mal wertvoll.

Markus Hövener: Kannst du so ein größtes Learning aus dieser Zeit ziehen? Irgendwas vielleicht, was du so nicht erwartet hättest?

Martin Rutemöller: Learning heißt ja, dass ich es beim nächsten Mal vielleicht anders machen würde oder so. Das würde ich nicht tun. Was ich nicht erwartet hätte, dass die Löwen nach dem Pitch sich so gut um einen kümmern. Also das hätte ich nicht erwartet und dass dir so viele Teammitglieder von den Löwen mit einer gigantischen Expertise zur Verfügung stehen, das war schon außergewöhnlich. Das hätte ich so einfach nicht erwartet.

Markus Hövener: Cool! Schöne Geschichte, Martin. Vielen Dank dafür, dass du sie mit uns geteilt hast.

Martin Rutemöller: Sehr gerne!

Markus Hövener: Eine schöne Emsdettener Erfolgsgeschichte, überhaupt. Ich glaube, so viele haben wir auch sonst nicht. Ich will das jetzt hier nicht kleinreden, aber ist halt eine relativ kleine Stadt, aber trotzdem eine sehr schöne Sache. Ich hoffe, wir haben euch da draußen vielleicht auf ein paar Ideen gebracht, vielleicht dass ihr auch mal da zu den Löwen gehen wollt.

Martin Rutemöller: In die Höhle.

Markus Hövener: In die Höhle. Ich glaube, das soll’s gewesen sein. Martin, dir nochmal vielen Dank!

Martin Rutemöller: Sehr gerne!

Markus Hövener: Weiterhin gute Gesundung. Du hattest letztens einen, also vielleicht als Hintergrundinfo, wir hatten diesen Podcast schon deutlich früher geplant, aber du musstest noch ein bisschen …

Martin Rutemöller: Ich bin mal wieder fremdgegangen.

Markus Hövener: Du bist wieder fremdgegangen.

Martin Rutemöller: Diesmal mit keiner anderen LAUFMAUS® oder sonst irgendwas, sondern ich habe die LAUFMAUS® liegenlassen und habe mich auf das Abenteuer Mountainbike eingelassen. Und na ja, ich wäre mal lieber bei meiner LAUFMAUS® geblieben. Und habe mich also über den Lenker verabschiedet und habe mir die Schulter zertrümmert. Und das wirkt noch nach.

Markus Hövener: Gut! In diesem Sinne, lasst uns den Sack zumachen für heute. Kommt gut durch den Winter, kann ich nur sagen. Wir werden alle mal sehen, wie es so weitergeht mit diesem ganzen Corona-Wahnsinn. Aber das wird schon werden. In diesem Sinne. Bis bald! Ciao!

Martin Rutemöller: Ciao!

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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