SEO: Brauche ich Wiki, Glossar, Blog, Magazin, Ratgeber, FAQ & Co.? [Alles auf Start 72]

3. November 2022 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Content-Bereiche wie ein Blog oder ein Glossar können in Bezug auf SEO sehr hilfreich sein. Das ist aber kein Automatismus. Nur, wer sich die richtigen Fragen stellt und dann strategisch vorgeht, kann aus solchen Bereichen auch unternehmerische Erfolge generieren. Worüber sollte man denn nachdenken?

 

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Brauche ich Wiki, Glossar, Blog, Magazin, Ratgeber, FAQ & Co.?

Heute mit einer häufigen Frage, die ich gerade in Seminaren bekomme oder auch bei Relaunch-Projekten total gerne: Brauche ich eigentlich ein Wiki, Glossar, Blog, Magazin, Ratgeber, FAQ und diese Liste könnte sogar noch weitergehen.

Ich werde euch gleich eine Antwort geben, aber sie wird sich nur auf SEO beziehen. Und ja, das ist wichtig, weil es eben immer sein kann, dass ihr natürlich eine ganz bestimmte Content-Struktur, wie ein Ratgeberbereich einfach macht, ohne SEO im Hinterkopf, weil ihr das vielleicht für eure Bestandskunden braucht oder für den Vertrieb oder was auch immer.

Also, bei mir geht es heute wirklich nur um die Frage, “Bringt mir so eine Struktur etwas für SEO, für mehr organische Besucher?” Noch ein wichtiger Satz voraus: Alles, was ich eben genannt habe, Wiki, Glossar, Blog Magazin, Ratgeber, FAQ, diese Liste kann natürlich noch länger sein, wie immer ihr diesen Bereich nennt, es ist vollkommen egal. Das sind erst mal nur Strukturen, um Content abzulegen. Keine dieser Strukturen wird gegenüber einer anderen Struktur bevorzugt. Also, ob ihr das jetzt Blog nennt oder Magazin, Ratgeber, FAQ, whatever, ist am Ende des Tages egal. Es zählt der Content, der da drin ist und nicht wie das Ganze heißt.

 

Wichtige Grundregel: Eine Seite pro Thema/Aspekt

Jetzt wollen wir gleich die Frage klären, brauche ich das eigentlich? Oder auch, sollte ich das haben? Werden wir gleich beantworten. Vielleicht eine wichtige Sache voraus, die eigentlich relativ oft falsch gemacht wird und gerade bei einem Glossar, gerade bei einem FAQ.

Wichtig ist es, dass man pro Aspekt, pro Thema eine separate Seite hat. Das heißt, im Allgemeinen ist es unglaublich ungeschickt, wenn man ein Glossar hat und man definiert jetzt 100 Suchbegriffe, man hat aber alle auf einer Seite. Also diese 100 Suchbegriffe auf einer Seite und die 100 Definitionen dieser Wörter hat man auch alle auf der gleichen Seite. Es geht ja in der Regel bei SEO darum, dass man monothematische Seiten anlegt. Also eine Seite, auf der es um genau ein Thema geht.

Und deswegen bringt sowas natürlich nichts, sondern man macht es eigentlich so, wie man einen Blog anlegen würde, sondern pro Thema macht man eine separate Seite. Das ist erstmal, finde ich, immer die Vorbedingung. Und wie gesagt, gerade bei einem FAQ wird das gerne falsch gemacht und gerade auch bei einem Glossar.

So, jetzt können wir zu dem Thema kommen. Und da gibt es, wenn man diese Frage beantworten will, ob ich das brauche, ob das für mich funktionieren kann, gibt es für mich immer zwei zentrale Fragen.

 

Frage #1: Kann ich genug zu diesem Thema schreiben?

Also angenommen, du willst ein Glossar zum Thema Onlinemarketing aufbauen und du hast einen Begriff, der heißt “SEO” und das, was du auf dieser Seite dann dafür schreibst, ist “SEO steht für Search Engine Optimization”. Vielleicht fällt dir noch ein zweiter Satz ein, aber danach ist Schluss. Und da muss man dann sagen, das wird Google als Content einfach nicht ausreichen. Auf der Seite ist ja kaum was drauf. Das ist dann wirklich das, was man klassisch Thin Content nennt, also dünne Inhalte. Auf der Seite ist einfach nichts Relevantes drauf. Jetzt zurück zur Frage, kann ich dazu genug schreiben? Jetzt ist natürlich die Frage, wie viel ist denn genug? Wie viele Wörter müssen es denn sein? Ich habe da keine harte Grenze dafür. Im Allgemeinen würde ich natürlich schon sagen, dass es eine dreistellige Anzahl sein sollte, aber so einfach ist das Spiel natürlich nicht. Und trotzdem, wenn man das als Hausnummer nehmen möchte, also das, was ich da schreibe, muss diesen Begriff wirklich vollständig und umfassend erklären. Und bei SEO einfach nur zu schreiben, “SEO steht für Search Engine Optimization”, das reicht natürlich nicht. Da muss ich kurz erklären, es gibt die beiden großen Disziplinen, nämlich on-page und off-page, was fällt da so zum Beispiel rein? Da kann ich schon verschiedene Sektionen aufbauen in diesem Glossar vielleicht. Also eine H2 mit on-page, eine H2 mit off-page. Ja, und so kriege ich eigentlich einen relativ umfassenden Beitrag. Heißt natürlich nicht, dass ich jetzt hier wirklich das den kompletten Abriss machen muss, was SEO eigentlich wirklich alles beinhaltet. Nein, das nicht. Es ist ja ein Glossar. Es soll den Begriff erklären, aber trotzdem, SEO kann ich nicht in 50 Wörtern erklären. Nicht, wenn ich auch ein bisschen in die Tiefe gehen möchte. Also das war die eine Frage, kann ich dazu genug schreiben?

 

Frage #2: Bringt mir der Besucher, der so etwas sucht, der das in Google eintippt, etwas?

Da habe ich jetzt mal vier Beispiele mitgebracht für ein Glossar.

Also Beispiel Nummer eins: Jemand sucht nach Mandyville. Kannte ich vorher auch nicht. Mandyville bezeichnet einen Charakter, der ohne Erklärung aus einer Serie verschwindet. Und wenn ich das suche, dann stoße ich zum Beispiel sehr prominent auf das Glossar von serienjunkies.de. Also diese Seite erklärt mir, was Mandyville bedeutet. Dann bin ich schon mal da. Und jetzt ist ja noch mal die Frage, bis jetzt ist ja noch nichts passiert. Der Besuch hat einen Klick generiert, hat eine Impression generiert, also auf der Seite und in den Suchergebnissen. Ja, aber es hat ja noch keiner was mit verdient. Bei Serien Junkies ist das vielleicht anders, denn wenn ich Mandyville suche, dann bin ich wahrscheinlich ein an Serien interessierter Mensch und deswegen ist der Besuch dieser Website natürlich für mich wertvoll. Weil vielleicht bleibe ich, ich klicke ein bisschen rum, melde mich für den Newsletter an und solche Sachen.

Zweites Beispiel: Die Suchanfrage ist “Falschberatung”. Und wenn ich das suche, dann komme ich auf das Glossar von Hiscox, das es ein nach eigenen Angaben Spezialversicherer mit Expertenwissen und Knowhow. Und genau, da finde ich jetzt erstmal, was meint das eigentlich, Falschberatung? Wie ist das definiert? Wie gesagt, bis hierhin nichts verdient. Aber das Gute ist natürlich, Hiscox hat ein Produkt für Falschberatung, nämlich die Berufshaftpflichtversicherung für Unternehmensberater. Ja, und das ist natürlich super, weil Falschberatung wird wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich jemand suchen, der dann auch dieses Produkt brauchen kann. Und wenn das dann auch noch prominent verlinkt wird und ja, man nicht nur einfach, ich sage mal, sein Wissen raushaut in einem Glossar, sondern quasi auch noch den nächsten Schritt proaktiv anteasert, dann hat das Ganze ja für mich sehr wahrscheinlich einen Wert. Und das ist natürlich für mich – das Glossar ist eine super Möglichkeit in diesem Fall, dass ich Suchbegriffe abdecken kann, die ich über meine Produktseiten, also meine Versicherungsprodukte, gar nicht abdecken kann, weil das Versicherungsprodukte heißt ja “Berufshaftpflichtversicherung für Unternehmensberater”. Da steht nichts von Falschberatung. Das heißt, das Glossar hilft mir hier, um Suchbegriffe abzudecken, die ich mit anderen Seitentypen nicht abdecken kann. Und ich kann den Besucher eben sehr schön in Richtung meiner Produkte schicken.

Drittes Beispiel: Bindfadenwettspiel. Kannte ich auch noch nicht. Bindfadenwettspiel ist eine Variante des Zählspiels, die nicht vorgabewirksam ausgetragen wird. Aha, also es geht um Golf. Nicht ganz mein Thema. Wenn ich das suche, stoße ich auf das Glossar auf der Website golfstund.de. Und auch da wird erst mal wieder erklärt, was soll das ganze eigentlich? Bla, bla, bla. Aber es werden zum Beispiel auch Online-Golfkurse angeboten, wo eben zum Beispiel so theoretisches Wissen vermittelt wird. Und nochmal, der Besucher, der jetzt auf der Seite ist, hat natürlich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er dann eben auch meine Online-Golfkurse bucht.

So, jetzt hatte ich gute Beispiele. Jetzt fange ich mal – ja, Beispiel Nummer vier und damit auch schon das letzte Beispiel. Keine Angst, ich werde jetzt hier nicht 17 Glossare vorführen, aber der Begriff Mittelspannung. Musste ich mich auch belehren lassen. Mittelspannung meint einen Spannungsbereich von drei kV bis 30.000 – oder bis 30 kV. Ja und da stoße ich auf das Glossar der Firma Heinzinger. Heinzinger bietet Spitzenprodukte der Stromversorgung an, das heißt, typischerweise würde ich jetzt mal annehmen, das ist nichts, was ich mit nach Hause stellen kann. Mit Mittelspannung habe ich zu Hause überhaupt relativ wenig zu tun. Und jetzt ist die Frage eben, ist dieses Glossar für mich wertvoll? In Bezug auf den direkten Traffic. Und da muss ich sagen, wahrscheinlich nicht. Denn wer sucht Mittelspannung? Der, der diese Produkte kaufen muss, der weiß genau, was Mittelspannung ist. Also irgendein Energieversorger vielleicht, der irgendwo ein Umspannwerk bauen muss oder so. Ich habe keine Ahnung, wofür man das Zeug braucht. Vielleicht suchen das 1.000 Studenten, aber die kaufen das Ganze nicht. Und dann muss ich mich schon sehr kritisch fragen, bringt mir das was? Und sehr wahrscheinlich durch den direkten Traffic, jemand sucht Mittelspannung, kommt auf die Seite, Aha, alles erklärt. Gut, habe ich verstanden. Aber ich kaufe nichts. Ich melde mich nicht für den Newsletter an. Jetzt kann man natürlich immer alles irgendwie so in die große Schublade stecken, ja, das mache ich für Markenaufbau, weil dieser Student oder diese Studentin, der/die das gesucht hat, wird ja vielleicht mal bei mir arbeiten. Mag sein, klar. Kann alles passieren im Leben. Ich würde nur erst mal denken, dass das vielleicht relativ unwahrscheinlich ist, dass sich jemand nach fünf Jahren da noch dran erinnert, “Ah, ich war mal bei Ihnen im Glossar! Wissen Sie das noch?”, “Nein, weiß ich nicht mehr. Tut mir leid.”

 

Also?

Also deswegen, wir haben ja darüber gesprochen, Glossar, Wiki, FAQ, Blog, Magazin, Ratgeber, wie auch immer ihr das Ding nennt. Die Frage ist nämlich nicht, ob ich so einen Bereich aufbauen kann. Die Frage ist nicht, ob ich damit Sichtbarkeit generieren kann. Alles gut, kriege ich in der Regel super hin. Aber die zentrale Frage ist eben: Bringt mir das was?

Und ich sage das vor allem, weil ich es relativ oft erlebe. Da hat ein Kunde einen Blog aufgebaut und da sind Beiträge drin, die einfach in Bezug auf nichts helfen. Und dann ist ein Blog eben auch nicht wirklich hilfreich. Nur wenn du wirklich die Probleme deiner Kunden kennst und dazu Beiträge schreibst. Und dann eben auch die entsprechende, ich sage mal, Weiterleitung anbieten kannst, nämlich Richtung Produkt oder Leistung, dann bringt das Ganze was.

 

Content kann aber noch mehr …

Jetzt werden manche aufschreien und das ehrlich gesagt auch ein bisschen zu Recht, weil man in Bezug auf SEO sagen muss, guter Content – Klammer auf, zum Beispiel in einem Glossar, Klammer zu – kann sich auch positiv auf den Content außerhalb dieses Bereichs auswirken. Das heißt, Google hat zum Beispiel gesehen, Wow, da habe ich ein tolles Glossar, das hat eine hohe Klickrate und eine hohe Nutzerzufriedenheit, was auch immer, das kann – dann kann es – wichtig, das zu unterstreichen – positiv auf meine Website einwirken. Weil Google das alles gesehen hat, versteht Google vielleicht besser, um was es thematisch auf meiner Website geht. Oder dieser Content erzeugt eben gute Nutzersignale. Das kann – unterstrichen, Fett, drei Sternchen davor – kann passieren. Und deswegen ist alles das, was ich vorgesagt habe, vor – was ich eben gesagt habe, ist damit eigentlich schon wieder fast hinfällig geworden.

 

Meine Empfehlung

So, jetzt habe ich so ein bisschen hier die schwammige Allround-Lösung angeboten, weil ich kann immer sagen, guter Content kann sich positiv auf meine gesamte Website auswirken. Was würde ich jetzt trotzdem euch empfehlen?

Grundsätzlich würde ich euch immer empfehlen, dass ihr trotzdem nur Content produziert, der euch wirklich auch direkt etwas bringen kann. Direkt heißt nicht immer, dass jemand sofort auf die Seite kommt und sofort was kauft, sondern wenn wir im Bereich der Customer Journey bleiben, es kann jemand sein, den ich ganz am Anfang der Journey angreife und er sich – oder sie sich vielleicht für meinen Newsletter anmeldet und – oder sich für ein Webinar anmeldet oder dass ich schon mal als Marke verankert bin, kann man alles – kann alles gut sein. Aber wie gesagt, ich merke, dass sehr oft Content-Bereiche dadurch mit schwammigen Argumenten gerechtfertigt werden, dass man eben sagt, “Das machen wir für Markenaufbau.” oder “Wir wollen uns als wissender Akteur in der Branche positionieren.” Alles gut. Aber ich persönlich würde schon immer wirklich darauf achten, bringt mir das was?

Und das wichtigste Element hier ist natürlich erst mal Keyword Recherche. Also wenn ich das für SEO mache, zu gucken, was tippen meine Zielkunden eigentlich ein? Und dann würde ich natürlich auch noch sehr kritisch auf den Suchbegriff gucken. Also der- oder diejenige, die – der/die das eingibt, ist das wirklich auch später mein Kunde? Und da muss ich eben wie gesagt sagen, ich kenne viele Content Sektionen, wo einfach nur sicherlich für den Besucher der Webseite vielleicht interessanter Content angeboten wird, aber SEO technisch funktioniert das Ganze eben in der Regel einfach nicht.

Und in solchen Fällen habe ich es eigentlich bisher trotzdem immer erlebt, dass man gute Themen finden kann, die auch wirklich gesucht werden, die nachgefragt werden und die dann trotzdem helfen können, indirekt oder direkt Umsatz zu erzeugen. Oder Conversions.

 

Finale

Ich hoffe, ihr habt heute viel gelernt. Nicht nur über Mandyville und das Bindfadenwettspiel, sondern auch eben kritisch wirklich drauf zu gucken. Und das ist wirklich das Blöde, dass die SEOs immer sagen: Ja, hängt davon ab. In diesem Fall hängt es wirklich davon ab. Es hängt wirklich davon ab, wie meine Kunden suchen. Und da gibt es echt viele gute Beispiele. Ich habe euch SerienJunkies.de genannt oder Hiscox finde ich gut oder auch Golfstun.de finde ich gut, was man sehr gut als Beispiel nehmen kann, wie kann mir solcher informationaler Traffic helfen, um geschäftliche Ziele zu erreichen?

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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