Search Camp Episode 53: Inhouse-SEO vs. SEO-Agentur – Wer macht was? Und warum?

10. Juli 2018 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Einer muss den SEO-Job machen – entweder eine Agentur, ein Inhouse-SEO oder beide zusammen. Aber wie unterscheiden sich die Leistungen von Inhouse-SEO und SEO-Agentur? Braucht man idealerweise beides? Und wie findet man überhaupt erstmal einen guten Inhouse-Mitarbeiter? All das klären wir im Gespräch mit Dominik Schwarz, VP Marketing & Communications bei HomeToGo.

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Shownotes:

 

Transcript:

Moin, herzlich willkommen bei Searchcamp, dem Online-Marketing Podcast. Mein Name ist wie immer Markus Hövener und ich möchte heute das Thema angehen, Inhouse SEO versus SEO-Agentur. Einer muss den SEO-Job ja machen. Eine Agentur, Inhouse SEO, beide zusammen? Das finden wir heute raus. Ihr hört Search Camp: DEN Online-Marketing-Podcast mit Markus Hövener. Immer das Neueste rund um SEO, SEA und Co.

Markus Hövener: Da sind wir doch mit dem versprochenen Thema, Inhouse versus Agentur. Ich habe den Dominik in der Leitung und vielleicht, um das kurz zu erklären, warum wir das hier heute machen. Wir haben uns vor ein paar Wochen, ich glaube, zwei Monate ist es fasst her, in Bonn getroffen, bei Sistrix ein paar Videos gedreht. Da ging es um SEO für große Websites. Da war Dominik, da war auch ich und wie wir herausfanden, war ich eigentlich so der einzige Agentur-Mensch in der Runde und da kam irgendwie so unter uns das Thema auf. Da habe ich ihn später gefragt, ob wir das nochmal vertiefen wollen, weil in den Sistrix-Videos ging es nicht so sehr um das Thema, aber ich finde es natürlich trotzdem interessant und Dominik auch. Deswegen schön, dass er heute hier ist. Dominik, stell dich mal kurz vor.

Dominik Schwarz: Vielen Dank Markus für die Einladung, super hier zu sein. Ich bin Dominik, Ich bin bei HomeToGo und wir betreiben eine Meta-Suchmaschine für Ferienhäuser. Das heißt wir sind selber eine Suchmaschine und ich bin für die Suchmaschinenoptimierung für unser eigenes Produkt in Google zuständig. Das heißt wir machen Suchmaschinenoptimierung, wir machen Pressearbeit, wir machen Kommunikationsarbeit, wir machen Content Marketing, all diese Sachen sind da in unserer Abteilung dann auf der Tagesordnung. Ich bin schon einige Jahre im Travel-Bereich. Ich war davor bei Kayak, in Deutschland kennt man das eher unter Swoodoo und in Österreich unter checkfelix. Also schon einige Jahre auch wirklich im Inhouse-Bereich und inhouse tätig. Davor aber lange in Agenturen gewesen, also ich kenne so diese ganze Suchmaschinenoptimierung auch aus der Brille, aus der Beraterbrille und über diesen Weg haben wir vor einigen Wochen gesprochen und sind ins Gespräch gekommen und super da jetzt nahtlos weitermachen zu können.

Markus Hövener: Ja schön, dass du da auch als beidseitig fähiger Ansprechpartner zur Verfügung stehest. Vielleicht mal kurz vorab die Frage: Glaubst du, dass du jetzt auf der für dich richtigen Seite bist?

Dominik Schwarz: Ja, schon. Das Schöne am Inhouse-Job ist natürlich, dass du so ein ganzes Projekt wirklich von ganz Anfang an, also von so einer strategischen Ausrichtung bis hin zum niemals wirklich kommenden Ende begleiten kannst und so diese lange Kette an Dingen wirklich komplett zu begleiten. Das macht mir schon mehr Spaß als jetzt nur so punktuell reinzugehen. Also ja, für mich auf jeden Fall.

Markus Hövener: Du hast auch gerade einen Preis gewonnen, habe ich heute nochmal nachgelesen. Du warst unlängst in Seattle und hast das Ding nach Hause geholt und der Preis war für was?

Dominik Schwarz: Inhouse Team of the Year. Search Engine Land hat im Rahmen von den SMX-Konferenzen immer eine Preisverleihung oder zumindest einige der Shows haben auch eine Preisverleihung drin und in Seattle gibt’s einmal pro Jahr die SMX Advanced. Das ist wirklich auch eine der guten SMX-Shows. Die haben nicht immer zwangsläufig die gleiche Qualität. Da hatten wir uns beworben und sind tatsächlich auch als Sieger hervorgegangen. Das freut mich und freut uns als Team natürlich riesengroß, weil es kommt nicht so häufig vor, dass auch wirklich dann europäische Firmen ausgezeichnet werden drüben. Für uns also ein super toller Erfolg. Ich glaube schon auch, dass dazu beigetragen hat, dass wir in der Begründung, warum wir gewinnen wollten und in diesen ganzen Pitch relativ viel erzählt haben, wie wir arbeiten und warum wir anders arbeiten als vielleicht zumindest viele Unternehmen das inhouse ausmachen, was auch so unser Thema heute ein bisschen ist.

Markus Hövener: Dann lass uns doch mal irgendwie die Spreu vom Weizen trennen, hätte ich fast gesagt.

Dominik Schwarz: Du bist schon hart eingestiegen mit Inhouse versus Agentur. Das klingt sehr martialisch. So hätte ich das jetzt gar nicht formuliert.

Markus Hövener: Ich hoffe, dass wir das noch klären können, ob das wirklich ein Versus oder ein Plus ist oder in love.

Dominik Schwarz: Kommt drauf an.

Markus Hövener: Genau, kommt drauf an. Erstmal kann man natürlich sagen, das reine SEO-Wissen müsste bei beiden gleichmäßig ausgebildet sein, also die Grundlagen sind die gleichen. Trotzdem ist ein Inhouse-SEO irgendwie anders als ein Agentur-SEO. Was kann der eine oder der andere besser, lass uns mal mit dem Agentur-SEO anfangen. Was kann der besser?

Dominik Schwarz: Ich weiß gar nicht, ob das, was du gerade gesagt hast, ob ich da so vollständig unterschreiben würde, wenn du sagst, dass sie beide gleich gut sind. Ich glaube schon, dass im Schnitt die Agenturen das bessere Detailwissen haben. Macht auch Sinn, weil natürlich die Agenturen permanent mit neuen Cases sich beschäftigen müssen. Die haben einen viel größeren Innovationszwang up to date zu bleiben und die werden natürlich auch viel mehr extern gechallenged. Wenn du inhouse angestellt, bist für einen Klein-, Mittelständler irgendwie dafür zuständig, dann bist du der einzige deiner Zunft und dann ist es wahrscheinlich in der Regel nicht so, dass du jeden Tag von Dritten aus deiner eigenen Firma gechallenged wirst mit irgendwelchen Detailfragen. Wenn aber ich als Kunde zu einer Agentur gehe und ich bezahle da mein Retainer, dann will ich natürlich wahrscheinlich ganz genau wissen, warum macht ihr das? Könnt ihr nicht das und das und das machen? Darauf müssen Agenturen natürlich eine Antwort finden. Deswegen glaube ich schon, dass Agenturen ein neueres Wissen haben, also häufig neueres Wissen haben und häufig detailreicheres Wissen. Auch wenn sie meistens mehr Leute sind. Es macht natürlich Sinn, wenn 5, 6, 7, 10 oder vielleicht in großen Agenturen noch deutlich mehr SEOs sich permanent unterhalten, während inhouse dann doch häufig Einzelkämpfer unterwegs sind, wo es dann vielleicht für 3 verschiedene Bereiche 3 verschiedene Experten gibt, aber eben nicht diese große Gruppe an Leuten, die genau dieselbe Aufgabe machen.

Markus Hövener: Also das war jetzt quasi, was der Agentur-SEO gut kann. Was kann der Inhouse-SEO dann besser als der Agentur-SEO?

Dominik Schwarz: Ich glaube, dass der Unterschied hauptsächlich darin liegt, dass die Leute, die inhouse angestellt sind, so eine ganze Strategie einfach von A bis Z verstehen müssen. Agenturen kommen naturgemäß erst immer dann dazu auch, wenn sie schon beauftragt sind, wenn irgendwie die grundsätzliche Entscheidung in diese oder diese Richtung zu gehen schon längst gefallen ist. Aber irgendjemand muss die Entscheidung erst mal fällen. Irgendjemand muss jetzt mal sagen, gut, für uns macht eine Weiterentwicklung in diese Produktkategorie oder in dieses Land oder was auch immer du halt da tun kannst Sinn. Das wird zum Glück auch unter Gesichtspunkten von SEO teilweise entschieden. Und wirklich zu verstehen, was sind denn die Optionen, die ich habe? Was macht denn strategisch mehr Sinn? Da diesen 360-Grad-Blick zu haben, dazu haben Agenturen in der Regel häufig gar nicht die Zeit. Die haben werden gar nicht dafür bezahlt so tief ins Detail zu gehen, was jetzt die Unternehmensstrategie angeht, sondern die oftmals für Details angeheuert. Und ganz wichtig natürlich auch, die Prozesse sind was, was dann inhouse umgesetzt werden muss. Als Agentur sagst du natürlich, okay, ihr habt ein Speed-Problem, ihr könnt jetzt diese 3 Sachen machen, um eure Seite deutlich schneller zu machen, dass sie keine halbe Minute mehr braucht, um zu laden. Wäre ja ganz sinnvoll. Jetzt kannst du vielleicht irgendwie auch die 3 Ansatzpunkte sagen, wie man das machen kann, aber dass das wirklich geschieht, dass da sich jemand hinsetzt, dass da jemand jetzt irgendeine Aktion daraus ableitet, das muss alles inhouse geschehen und dann geht in der Regel der Politikteil los. Ist jetzt irgendwie die Geschwindigkeit wichtiger als jetzt, dass wir das und das Projekt live bekommen? Damit muss sich zum Glück die Agentur in der Regel nicht rumschlagen, aber wahrscheinlich ist das für die meisten Inhouse-SEOs so das täglich Brot, eigentlich politisches Lobbying für die eigenen Aufgaben.

Markus Hövener: Wie ist denn dann, also das klang jetzt irgendwie fast so ein bisschen so, der Inhouse-SEO sorgt dafür, dass das, was die Agentur an Ideen reinschmeißt, gemacht wird. Ist das so in deinen Augen das typische Setup, also was lagert man an die Agentur aus und was macht der Inhouse dann?

Dominik Schwarz: Ob man das so ganz allgemeingültig sagen kann, weiß ich gar nicht, aber ich sehe es in vielen Unternehmen, dass es da 1, 2, 3 Personen gibt, die fürs Thema SEO zuständig sein sollen. Aber das ist vielleicht schon überhaupt die falsche Ansicht oder Herangehensweise, weil was ist denn überhaupt SEO, also für was sind die Leute dann wirklich zuständig? Da fragst du 10 Leute und bekommst 12 Meinungen oder 12 verschiedene Varianten, wie man es machen kann. Was ich so spannend finde, wenn wir jetzt mal davon ausgehen, es gibt all diese Ranking-Kriterien und da haben vielleicht alle unterschiedliche Auffassungen, was sie jetzt genau im Detail auch sind und welches Kriterium wie schwer wiegt, aber ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass es ein paar Kategorien an Ansätzen gibt, was uns jetzt hilft da sichtbarer zu sein oder weniger sichtbar zu sein. Aus meiner Sicht ist das immer A) die Architektur, also wie ist die Seite aufgebaut? Wie zugänglich ist die Seite et cetera? Dann, welcher Inhalt ist auf meiner Architektur? B) Wenn ich keinen Inhalt zu einem gewissen Thema veröffentliche, werde ich es auch sehr schwer haben auch für dieses Thema irgendwann Sichtbarkeit zu bekommen. Dann C), wie reagieren Leute auf diese Sichtbarkeit, auf meine Inhalte? Bouncen die, bleiben die lange da? Und so weiter, diese ganzen User Interactions. D) Die ganzen Recommendations, also das, was zu größten Teilen Links sein werden, aber auch Menschen, Erwähnungen und obendrauf Brand als letzter Punkt, als 5. Punkt. Wenn wir davon ausgehen, dass moderne Suchmaschinenoptimierung all diese 5 Kategorien umfasst, ist ja ein unfassbar breites Feld. Alles ist irgendwie SEO, alles gehört dazu. Jetzt kommst du zu Unternehmen und sagst, ist bei euch jemand für SEO zuständig? Dann werden die Geschäftsführer im Zweifelsfall sagen, ja klar, wir haben da einen SEO-Experten. Was sie meistens meinen, ist aber dann vielleicht jemand, ja, wir haben jemand, der sich irgendwie mit technischer Suchmaschinenoptimierung auskennt oder im Zweifelsfall auch nur jemand, der das CMS bedienen kann. Aber das ist nur ein winziger Teilaspekt von SEO und gemeint sein kann alles Mögliche. Das heißt das typische oder beste oder ideale Setup kommt ganz drauf an, wen habe ich inhouse zur Verfügung? Was sind die Kompetenzen von dieser Person? Und was kann überhaupt in dem Setup zum Beispiel technologisch ausgelagert werden? Zum Beispiel in meinem Fall, ich würde niemals irgendeine technologische, eine Entwicklung auslagern. Wir haben gar nicht die Möglichkeit, dass irgendjemand Dritter Code auf unserer Seite veröffentlicht. Das würden wir auch gar nicht wollen. Ich glaube, das ist eine Kernkompetenz. Hingegen hätte ich gar kein Problem damit zum Beispiel eine Kampagne auszulagern. Das ist was, was so als verlängerte Werkbank zum Beispiel in meinem Setup sehr gut funktionieren würde. In anderen Unternehmen kann es aber ganz anders sein.

Markus Hövener: Wir merken auch, dass recht unterschiedliche Sachen wirklich ausgelagert werden. Klassisch natürlich Sachen, die man selber entweder nicht kann oder nicht will. Also so Themen wie Linkaufbau oder auch einen Blog mit Content zu bestücken, wenn du im Unternehmen zwar einen SEO hast, aber keinen Redakteur. Auch die Fälle gibt es natürlich. Ich finde es auch relativ divers und ich finde vor allem auch sehr divers, wie weit Inhouse-SEOs sind. Du hast häufig Leute, die wirklich auch in der Szene gut verdrahtet sind, die auf technischer Ebene super fit sind, aber ich kenne auch viele Läden, die einen Inhouse-SEO-Verantwortlichen haben, der aber so bestenfalls gerade noch die Basics kennt und das macht es natürlich auch nicht wirklich leichter.

Dominik Schwarz: Und selbst, wenn du wirklich mega-fit bist und in deinem eigenen Unternehmen jemanden hast, der sich theoretisch auskennt, das muss noch lange nicht heißen, dass die Person sich dann auch wirklich durchsetzt. Also diesen Effekt, dass der Prophet im eigenen Land nichts wert ist, den beobachte ich schon auch häufig. Erst neulich wieder ein Gespräch gehabt mit jemandem, der wirklich für eine große Marke arbeitet und der sagte, ja klar, ich nehme relativ regelmäßig eine Agentur und wir quatschen dann so ein bisschen und vertreiben uns die Zeit, weil wir wissen beide, dass wir es können, aber ich lasse dann die Leute einfach kommen und die sprechen dann einen halben Tag vor und sagen, die 5 Maßnahmen, die ich sonst empfehlen würde. Aber wenn die Agentur das sagt, dann kriege ich da Priorität draus, weil die hat schließlich Geld kostet. Und wenn ich das sage, kriege ich dann keine Priorität von der Technologie. Das ist natürlich absurd, aber das ist ein Modell, was ich jetzt nicht zum ersten Mal gehört habe.

Markus Hövener: Wir hatten da vor einigen Wochen auch so einen Einsatz, wo ich auch dachte oder mich später fragte, warum waren wir jetzt eigentlich hier? Also alles, was wir gesagt haben, wussten die schon und das war aber vollkommen okay für die. Ich frage mich schon manchmal, woran das liegt? Ich meine, wir haben es hier ähnlich, klar, wenn jetzt irgendwie ich weiß nicht ein Fachmann für irgendwas hier reinkommt, dann zählt das natürlich immer noch mehr als ich, der das schon jahrelang gesagt hat vielleicht. Fühlst du dich dann da auch manchmal irgendwie herabgesetzt, wenn sowas passiert oder passiert das bei euch überhaupt?

Dominik Schwarz: Nein, ich hatte das Glück, dass das bei uns kein Thema ist, aber ich habe es in der Vergangenheit natürlich auch erlebt. Ich glaube schon, dass das auch eine sehr frustrierende Erfahrung sein kann. Andererseits kann man auch das anders sehen und sagen, na gut, das ist einfach Teil der Aufgabe da politisch so klug zu agieren, dass ich meine Sachen einfach durchbekomme, egal mit welchen Mitteln, Hauptsache das Ergebnis am Ende stimmt. Und wenn das Mittel eben ist, ich brauche da nochmal eine zweite Meinung, die ich ins Unternehmen hole, na dann ist das vielleicht ja auch so. Man muss das jetzt nicht zwangsläufig negativ sehen. Aber es ist natürlich wirtschaftlich schwierig.

Markus Hövener: Ist Wahnsinn, ja. Ich meine, so als zweite Meinung, so ist das auch da, ich weiß nicht, wenn du eine große Operation hast und du gehst nochmal zu einem zweiten Arzt, da ist es dann ähnlich. Das diskreditiert eigentlich auch nicht den ersten Arzt, sondern wenn beide das Gleiche sagen, ist es für dich eher eine Bestätigung, okay, dann mache ich das jetzt mit der OP. Vielleicht ist es hier auch ähnlich. Ich habe nur manchmal, ich weiß nicht manchmal als Agentur-Mensch fühle ich mich dann benutzt hier was durchzudrücken. Ich meine, manchmal wird einem dann vorher auch schon ein Hinweis gegeben, was man denn so sagen soll. Das entspricht jetzt auch nicht so ganz meiner Berufsethik, dass man da jetzt nur hinfährt und eigentlich da Geld verdient, sondern ich weiß nicht, ich finde es auch immer seltsam, aber ich weiß auch, dass viele Unternehmen so funktionieren.

Dominik Schwarz: Wenn man ehrlich um eine zweite Meinung gefragt wird, glaube ich, ist das wirklich eine extrem wichtige Sache, vor allem, wenn es um so ganz grundlegende Sachen geht. Es gibt eben nicht die Musterlösung. Wahrscheinlich lässt sich jeder SEO-Thema auf mindestens 3 verschiedene Arten lösen. Je grundlegender die Entscheidung und je langwieriger dann die Umsetzung auch dauert, desto mehr macht es natürlich auch Sinn nochmal von jemandem zu hören, der sich bisher noch nicht mit dem Thema beschäftigt hat oder der nicht so nah dran ist am eigenen Unternehmen. Was wäre denn die Ideallösung, wenn es jetzt irgendwie darum geht, okay, sollen wir auf diese und diese Technologie wechseln oder sollen wir auf dieses CM-System wechseln oder solche Sachen. Da stehen dann dahinter häufig Investitionen, das geht dann schnell in die Millionen. Stellen wir uns vor, wir wechseln jetzt auf irgendwie ein neues Framework und unsere gesamtes Frontend wird jetzt umgestellt und das wird jetzt die nächsten 5 Jahre so bleiben. Und wir stellen fest, das ist aber nicht kompatibel mit dem, was wir für SEO machen wollen und jetzt müssen wir die nächsten 5 Jahre jeweils Sonderlösungen für unsere SEO-Seiten bauen, wäre ja Wahnsinn, da nicht noch eine zweite Meinung einzuholen und das einfach durchzudrücken.

Markus Hövener: Ja klar. Würdest du dann sagen, dass ein guter Einsatzzweck für eine Agentur ist in dem Augenblick, wo du wirklich Spezialwissen brauchst, was weiß ich, deine Website ist lahm und du holst dir jetzt die Leute rein, die Page Speed schon von 50 Websites optimiert haben und du kennst das eigentlich nur aus der Theorie? Ist das dann so, hast du schon …

Dominik Schwarz: Auf jeden Fall, auf alle Fälle. Gerade diese Super-Spezialthemen, Page Speed ist ein gutes Beispiel oder im Zweifelsfall auch sowas wie Indexierung mit Seiten, die maßgeblich auf JavaScript-Basis gebaut sind oder auch solche ganzen UX-Themen, im Zweifelsfall sei es jetzt sowas wie Bounce Rate Verringerung oder Click Through Rate Optimierung oder sowas. Du kannst da, wenn du an einem Projekt nur arbeitest und jetzt nur begrenzt viel Austausch mit anderen Leuten, kannst du gar nicht mithalten können mit einer Agentur, die da jetzt auf wöchentlicher Basis 3 verschiedene Projekte dieser Art optimiert. Das ist ein super klassischer und super wichtiger Anwendungsfall.

Markus Hövener: Gibt es noch einen zweiten großen Anwendungsfall, wo ich eine Agentur brauche?

Dominik Schwarz: Naja, du kannst die Agentur natürlich als verlängerte Werkbank einsetzen. Wenn du die Möglichkeit hast einzelne Projekte wirklich abzukapseln vom Tagesgeschäft und zu sagen, okay, wir haben jetzt hier ein in sich abgeschlossene Projekt, was ich komplett auslagern kann oder wo alle Schritte bis zum vorletzten Schritt schon vorbereitet werden können oder Recherche oder Outreach und all diese Sachen, auch da bietet es sich natürlich an auf eine Agentur zurückzugreifen. Auf jeden Fall. Problematisch wird es dann, wenn niemand mehr da ist im Unternehmen, der dann auch wirklich die Qualität von seiner Agentur challengen kann oder wenn Agenturen ihre Leistungen und ihre Empfehlungen an Geschäftsführer abgeben, die eigentlich gar nicht beurteilen können, ist das jetzt das Richtige, ist es jetzt das Falsche? Ich glaube, das ist ein Bereich, wo viele Unternehmer aufpassen müssen, dass sie bei der Agentur-Auswahl ausreichend Vorsicht auch walten lassen.

Markus Hövener: Also was sagst du, wie finde ich dann eine gute Agentur und erstmal natürlich irgendwie eine Shortlist, aber auch die die Form der Auswahl, also Pitch, Briefing, wie würdest du rangehen?

Dominik Schwarz: Ich glaube, ein gutes Zeichen für eine gute Agentur ist immer, dass sie sich nicht scheut Fragen zu beantworten. Also je mehr alles in einer Blackbox stattfindet und je mehr es heißt, ja, da machen wir dann irgendwas, aber wir können nicht genau sagen, was, sofort die Finger davon lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du zu einem Kunden sagen würdest. Wir können Ihnen nicht erzählen, wie wir diese Seite gebaut haben, weil das ist unser totales Betriebsgeheimnis, das nur wir wissen dürfen. Ist ja Quatsch, das macht auch gar keinen Sinn. Aber das ist halt auch die Realität. Häufig findet genau sowas statt. Ich kriege irgendwie einen Bericht am Ende des Monats über 3, Stunden, 4 Stunden, 10 Stunden, 2 Tage Suchmaschinenoptimierung, aber was da in dieser Zeit stattgefunden hat, will mir keiner Auskunft geben. Das passiert leider auch 2018 noch.

Markus Hövener: Ich hätte es geahnt, aber geradezu auch in dem Segment, in dem du unterwegs bist, könnte ich es mir jetzt ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen. Aber ist das …

Dominik Schwarz: Weniger als vor 10 Jahren und weniger als vor 5 Jahren, auf jeden Fall. Aber es gibt immer noch genügend, ich würde mal sagen, auf Geschäftsführerebene rauf, Inhouse-Ebene, genügend Leute, die dran glauben wollen, dass es sowas gibt wie eine magische Formel und die magischen 3 Zeilen Code, die man irgendwo im Header implementiert, irgendwie so ein SEO-Plugin, was man installiert und dann muss ich mich um das nicht mehr kümmern. Das ist natürlich eine bequeme Weltsicht zu sagen, naja, ich habe jemanden dafür engagiert, dann kann ich das von meiner To-Do-Liste nehmen und fertig. Es gibt genügend Leute, die natürlich diese Vision und diesen Traum dann gegen teuer Geld auch verkaufen, weil sie damit gut verdienen. Aber wenn wir davon ausgehen, dass diese verschiedenen Kategorien und Ranking-Faktoren, über die ich gerade gesprochen hatte, auch stimmen und wir eben von A bis Z optimieren müssen und diesen 360-Grad-Blick haben müssen, dann kann das natürlich per Definition gar nicht funktionieren und dann kommt irgendwann das Erwachen.

Markus Hövener: Nochmal die Nachfrage irgendwie, jetzt bist du natürlich super verdrahtet in der Szene und wenn du jetzt einen Page Speed Spezialisten bräuchtest, glaube ich, wüsstest du ungefähr, wen du anrufen müsstest. Den Vorteil hat der Mittelständler um die Ecke natürlich nicht. Wie finde ich da eine passende Agentur für mich?

Dominik Schwarz: Gute Frage. Ich glaube, ich weiß nicht, ob es in einer Pitch-Form sein muss. Es gibt auch viele gute Gründe als Agentur, als Berater, eben nicht in Pitches zu gehen. Ich weiß nicht, wie ihr das handhabt, das ist vielleicht auch noch gleich spannend, aber zumindest ein ordentliches Vorgespräch, was jetzt nicht gleich mit dem Tagessatz abgerechnet wird, muss schon drin sein. Was nicht funktioniert aus meiner Sicht ist irgendwie eine Referenz-Wand, da 20 Logos von irgendwelchen großen Unternehmen, für deren Unter-unter-unter-unter-unter-unter-Marke man vor irgendwie 10 Jahren mal einen Banner designt hat, das ist jetzt keine Referenz, sondern eine Referenz für genau das Spezialgebiet, für die man jetzt eine Agentur beauftragen möchte, ist auf jeden Fall hilfreich. Wenn ich jetzt Page Speed optimieren möchte, dann nicht nur sagen, was sind eure SEO-Referenzen, sondern für wen habt ihr sonst noch Page Speed optimiert? Gibt‘s da Real-Live-Daten, die ihr zeigen könnt? Kann ich mal mit einer Referenz sprechen? Und wenn nicht, könnt ihr wenigstens genau sagen, was ihr gemacht habt? Gibt es ein Whitepaper, das ihr da irgendwie davon erstellt habt? Gibt’s irgendwie anonymisierte Reports, die ich sehen kann? Irgendetwas, was dir als Geschäftsführer ein bisschen mehr Sicherheit gibt, dass die Agentur sich genau in diesem Themengebiet wirklich auskennt. Würde es sowas geben? Also wenn ich jetzt als Kunde ankomme und sage, hier, ich möchte Page Speed optimiert haben, was habt ihr denn da zuletzt gemacht? Würdest du mir da eine Antwort geben?

Markus Hövener: Es ist relativ schwierig, weil erstmal im Vertrag steht natürlich, dass wir über nichts reden dürfen. Natürlich ist es schon manchmal so, wenn man jetzt kein schlechtes Gefühl dabei hat, dass man natürlich schon was erzählen könnte. Vielleicht so, dass alle wissen, was gemeint ist, aber nein, standardmäßig, das nehmen wir sehr ernst. Dürfte ich natürlich jetzt nicht hingehen und sagen, für den und den haben wir das gemacht. Das ist natürlich schwierig. Wir haben zwar Referenzen auf der Website, aber da steht dann in der Regel auch nur drin, hier das Logo, das finde ich im SEA-Bereich ein bisschen entspannter. Im SEO-Bereich finde ich es natürlich relativ schwierig, ist jetzt heute nicht mehr so ein starkes Thema, aber früher, wo viele auch wilden Linkaufbau gemacht haben, war das nicht gut das offenzulegen, wen du so beraten hast. Ich weiß, dass das in der Branche insgesamt noch sehr kritisch gesehen wird. Deswegen wäre es für uns relativ schwierig dann auch solche Cases offenzulegen. Also anonymisiert, wir haben auch Fallstudien, die wir veröffentlichen, die sind dann aber komplett anonymisiert. Das hilft dann allerdings natürlich erst mal nur, um zu zeigen, dass wir das Problem gelöst haben. Das heißt jetzt nicht, dass wir es für den Multi-Mega-Konzern gemacht haben oder für die kleine Butze um die Ecke. Das geht aus der Fallstudie in der Regel dann nicht mehr hervor.

Dominik Schwarz: Was ich auch schon gemacht habe in diesem Fall als Berater, ist, dass ich bei Vorstellung von Agenturen mit dabei war oder bei Bewerbungen oder Pitches von Agenturen mit dabei war, also je nachdem, um welches Volumen es sich auch handelt, kann sich das lohnen jemanden ins Boot zu holen direkt schon vor Beginn. Wenn es dann plötzlich irgendwie um einen Zwei-Jahres-Vertrag geht mit einem großen Retainer und es dann irgendwie gute sechsstellige Budgets sind, dann kann sich da so ein einzelner Berater-Tag von einem Consultant auch nochmal lohnen, der dann eine zweite Meinung zu den Angeboten abgibt.

Markus Hövener: Ich versuche gerade mich daran zu erinnern. Das hatten wir ein einziges Mal in den ganzen 15 Jahren jetzt. Die meisten glaube ich, machen das eher nicht. Lass uns nochmal kurz die andere Seite begucken. Wir haben jetzt darüber gesprochen, wie wähle ich denn eine gute Agentur aus. Jetzt für potentielle Arbeitgeber da draußen, wie finde ich denn eigentlich einen guten Inhouse-SEO?

Dominik Schwarz: Gute Frage. Ja, keine Ahnung. Kannst du die beantworten vielleicht? Ich wäre stark interessiert. Nein, also ich glaube, wenn es ein Thema gibt, was wirklich so ziemlich jeden beschäftigt, mit dem ich spreche, der inhouse oder die inhouse versucht Leute einzustellen, ist, hast du eine Empfehlung? Kennst du wen, möchtest du nicht jemanden weiterempfehlen? Dann sage ich immer, ja gerne, aber du stehst irgendwie so auf der Warteliste Nummer 500, die mich das schon gefragt hat. Wahnsinnig schwierig, weil auch da ist das Problem, finde mal einen guten SEO. Ich glaube, die Branche insgesamt muss sich ein bisschen davon wegentwickeln nur noch unter dem Schlagwort SEO zu operieren, weil damit einfach alles und gleichzeitig nichts gemeint sein kann. Es geht meiner Ansicht nach vielmehr in die Richtung Spezialisierung, muss es auch gehen. Also diese ganz klassischen Karrieren von SEOs, die sich auf alles spezialisiert haben, die alles von A bis Z gemacht haben, die gibt es immer seltener, weil auch der Einstieg immer schwerer ist. Als wir beide vielleicht angefangen haben Webseiten zu bauen, was haben wir denn gemacht? Wir haben alles gemacht. Also es ging einfach auch noch. Wir haben das HTML geschrieben, wir haben noch ein bisschen Design gemacht, wir haben die Texte geschrieben und so weiter und so fort, weil Webseiten viel weniger komplex waren. Heute brauchst du schon so ein aufwendiges Setup und all die Einzeldisziplinen, die wichtig sind, sind so umfangreich einfach, dass du gar keine Chance mehr hast gleichzeitig in allem viel Erfahrung zu sammeln, besonders am Beginn deiner Karriere. Das heißt, die erste Frage, die lautet vielleicht, okay, du suchst einen Inhouse-SEO, was soll diese Person denn wirklich machen? Soll die Person die Technik anleiten, soll die Person Linkaufbau machen, soll die Person irgendwie am Ende nur Texte schreiben? Wir brauchen viel bessere Berufsbezeichnungen für diese ganzen Spezial-Jobs. Das ist das eine und das andere, ich glaube, es führt kein Weg daran vorbei Inhouse-Ausbildungen anzubieten. Wir haben das auch schon gemacht, wir haben das mit auch großem Erfolg gemacht. Aus eigentlich der Not geboren, dass wir festgestellt haben, wir finden niemanden, der auch in dem Spirit, den wir bei uns anlegen, die Sachen so umsetzen würde, wie wir uns das vorstellen. Also haben wir ein Trainee-Programm gestartet und haben Leute ohne Berufserfahrung gewollt. Die haben ein Jahr lang ein Traineeship gemacht und sind jetzt in einer Festanstellung. Das hat für uns super funktioniert, hat aber natürlich eine enorm lange Vorlaufzeit, ist enorm teuer. Du brauchst intern massiv Ressourcen, auch massiv erstmal die Kompetenz das aufzubauen. Das ist extrem schwierig. Vielleicht ist das auch ein Geschäftsfeld der Zukunft. Ich denke, du als Agentur-Dienstleister hast es auch viel einfacher in deiner Arbeit, wenn du inhouse einen Ansprechpartner hast, der wirklich auch versteht, was du meinst, der dein Sparringspartner sein kann, der dafür sorgt, dass deine Empfehlungen, die du abgibst, dann auch wirklich irgendwann mal Code und Design werden und vielleicht kann das ein Betätigungsfeld auch für Agenturen sein in der Zukunft Unternehmen zu helfen diese Leute zu finden oder teilweise mit auszubilden. Wenn ich dich jetzt fragen würde zum Beispiel, okay, also wir haben jetzt hier jemand, die Person ist seit einem halben Jahr bei uns, macht ein Traineeship, wir würden die gerne mal für eine halbe Woche zu euch schicken oder wir würden da gerne mal hier einen Spezialvortrag von euch haben oder eine Vortragsreihe von euch haben und wir sorgen dafür, dass wir irgendwie über ein Jahr lang das in irgendeiner Art und Weise regelmäßig machen. Ist das was, das für dich auch als Agentur interessant sein könnte oder sagst du, ich habe gar nicht das Setup, ich habe gar nicht die Kapazitäten, um das irgendwie kostendeckend hinzubekommen?

Markus Hövener: Kostendeckend wäre noch so ein anderes Thema. Ich meine, spontan würde ich natürlich sagen, ich würde das nur machen, wenn es symmetrisch ist, also wenn wir auch jemand zu euch schicken können. Da frage ich mich natürlich, was der eine jetzt vom anderen lernen kann. Ich glaube, was ihr bei uns lernen könntet, wäre mit Sicherheit wirklich Tools, weil Agentur hat einfach immer mehr Tools als inhouse, denke ich jedenfalls mal, einfach weil wir mehr brauchen. Gerade so Spezial-Tools, die wir vielleicht zehnmal im Jahr brauchen für ich weiß nicht 100 Kunden und ihr habt diesen Fall gar nicht und deswegen habt ihr dieses Tool auch nicht. Das kann ich mir natürlich vorstellen. Ich glaube, wir sind ganz gut darin Sachen zu priorisieren, also irgendwie ganz viel Potenziale zu sehen und dann zu sagen, so, was hat jetzt den Biggest Bang for the Buck, also was mache ich zuerst, was mache ich zum Schluss. Ich glaube, das kann eine Agentur auch ganz gut. Was würde ich erwarten, was meine Leute bei dir lernen können? Weiß ich auch nicht. Hast du eine Idee?

Dominik Schwarz: Ich glaube, vielleicht der offensichtlichste Punkt ist eher so eine weiche Kompetenz, aber deswegen nicht weniger wichtig, und zwar zu lernen, was jetzt so ein Kunde vielleicht auch abhält von einem Meeting zum nächsten fertige Ergebnisse zu präsentieren. Also du hast da irgendwie diesen, der intern irgendwie vielleicht schon der „Client from Hell“-Anwärter des Monats ist, weil jede Woche kommt er zurück und sagte dir, ja nee, da haben wir noch nichts gemacht. Und du als Agentur fragst dich so, was machen die den ganzen Tag? Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass sie das immer noch nicht fertig haben. Da sagst du natürlich aus deiner Perspektive völlig zurecht, ich glaube es wäre für manche Agentur-Mitarbeiter, die vielleicht noch gar nie inhouse zu Gesicht bekommen haben, eine super hilfreiche Erfahrung so diese ganzen Prozesse zu verstehen, welche verschiedenen Stakeholder es eigentlich in Unternehmen gibt. Denn je besser du natürlich als Agentur-Mitarbeiter verstehst, wie ein Projekt gemanagt wird inhouse, desto besser kannst du natürlich deine Empfehlungen anpassen. Ob das jetzt ein ganz harter Skill ist, den du für alle Kunden gleichzeitig einsetzen kannst, sei mal dahingestellt. Was du aber natürlich auf jeden Fall an harten Skills lernen kannst, ist Priorisierung, aber unter anderen Gesichtspunkten. Also SEO-Agentur zählt für dich natürlich nur SEO, das, was dein Ranking nach vorne bringt, das ist irgendwie eine hohe Priorität und da, wo die Chancen geringer stehen, dass es im Ranking hilft, das hat erstmal eine niedrigere Priorität. Das Gleiche findet inhouse natürlich auch statt, nur dass es eben nicht nur um SEO geht, sondern um 20 andere Kanäle noch und in den meisten Fällen unfassbares Produktwissen da ist. Ich stelle das immer wieder fest, wenn ich Vorträge mache und zum Beispiel erzähle, wie funktioniert eine Meta-Suchmaschine oder was ist eine Meta-Suchmaschine. Die Leute, die 10 Jahre lang in SEO arbeiten, sind teilweise immer noch überrascht so, ach so ist das, das hätte ich gar nicht gedacht. Und das macht total Sinn, weil ich meine, du wirst gar nie mit manchen Themen einfach konfrontiert. Ich glaube, es hilft insgesamt schon beim Verständnis. Und bei uns ganz speziell bei uns glaube ich könnten deine Kollegen auf jeden Fall was lernen zum Thema, naja, wie funktionieren denn überhaupt Suchmaschinen. Ich glaube, in vielen Köpfen in der Branche ist immer so die Idee, okay bei Google da gibt’s irgendwo so eine geheime Tür, irgendwo hinten bei John Mueller oder so im Büro gibt es eine Tür, da ist Zahlenschloss und da macht man auf und dann sitzt so ein Ingenieur drin und der weiß, warum die Seite X auf Position Y rankt. Weil die sind ja Google, die müssen das ja wissen. Aber so funktioniert die Welt nicht, so funktionieren Suchmaschinen nicht. Die Betreiber von Suchmaschinen haben im Zweifelsfall überhaupt gar keine Ahnung, was da wirklich passiert, weil so viele verschiedene Algorithmen, so viele verschiedene Programme mit so vielen verschiedenen Einstellungen jeweils autonom agieren und am Ende kommt so ein Machine Learning Ergebnis raus. Du weißt aber gar nicht, warum die Maschine das gelernt hat. Du kennst nur die Parameter, die du eingegeben hast, aber die Ausgabe, keine Ahnung. Ich glaube, sowas einfach mal am eigenen Leib zu sehen oder zu spüren, diese Art von Erfahrung, die gibt‘s nur inhouse. Wir machen jetzt übrigens ein relativ ähnliches Event, also nicht zwischen Inhouse und Agentur, aber zwischen jetzt im ersten Anlauf zwei Agenturen und wir bringen mal unsere SEO-Teams zusammen und mixen die mal durch und lassen die mal gemeinsam auf Projekte los. Und auch da erwarte ich einfach, dass wir verstellen werden, dass also selbst die schon, die eigentlich auf der gleichen Seite stehen, auch eine komplett andere Sichtweise haben werden. Wird mit Sicherheit spannend werden, freue ich mich drauf. Wird vielleicht auch anstrengend werden.

Dominik Schwarz: Ich glaube, Agenturen haben da einen großen Vorteil, dass sie insgesamt schon nochmal besser miteinander vernetzt sind und überhaupt Agentur-Mitarbeiter. Ich stelle das immer wieder fest, dass Inhouse-SEOs und noch in viel größerem Maß Leute, die inhouse für PPC zuständig sind, eigentlich fast gar nichts von der Szene kennen. Es ist schon auch so, dass die meisten Leute innerhalb jetzt zum Beispiel unserer SEO-Szene in irgendeiner Art und Weise Consultants sind oder Agentur-Mitarbeiter und eigentlich die Festangestellten in Unternehmen in der deutlichen Minderzahl sind. Dabei müssten die eigentlich prozentual viel stärker vertreten sein, wenn man anschaut wie viel Unternehmen gibt es eigentlich in Deutschland und wie viele Dienstleister für Unternehmen gibt’s, dann müssten die Agenturen in der Minderzahl sein. Aber die sind natürlich sichtbarer, weil sie im Endeffekt Sales machen, wenn sie auf Konferenzen sprechen und natürlich aktiv an ihrer Sichtbarkeit arbeiten. Inhouse-Leuten ist das häufig gar nicht erlaubt. Da hat der Chef dann totale Angst, ja um Gottes Willen, aber wenn du jetzt auf einer Konferenz sprichst, dann verrätst du irgendwelche Geheimnisse, irgendwelche geheimen Dinge, die wir machen und dann holt uns die Konkurrenz in Nullkommanix ein, weil du da jetzt irgendeinen Code verraten hast. Ist halt totaler Quatsch. Der Preis, den du dafür bezahlst, wenn du dich abschottest als Inhouse-Mitarbeiter, der ist so hoch, der lässt sich gar nicht beziffern. Deswegen dieser Austausch, den du machst mit einer anderen Agentur, ich kann nur dazu raten, dass jeder Geschäftsführer, jeder Abteilungsleiter, jeder, der inhouse irgendwie auch eine Stimme hat, so einen Austausch mit anderen Unternehmen fördert. Das muss jetzt nicht gleich auf einer Bühne von einer Konferenz sein, sondern was ich jetzt in der Vergangenheit schon gemacht habe und immer wieder mache, ist, dass ich meine Teams mit anderen befreundeten Unternehmen zusammenbringe und die einen halben Tag oder einen Tag damit verbringen zum Beispiel Best Practices auszutauschen, also so interne Mini-Konferenzen. Es ist unglaublich, wie viel Motivation und wie viel auch neues Wissen und neue Ansichten die Leute daraus mitnehmen. Gibt’s viel zu wenig. Keine Angst haben, ist das mein Appell. Man kann eigentlich kaum was falsch machen bei der Geschichte.

Markus Hövener: Dann zum Schluss vielleicht noch so ein kleiner provozierender Gedanke. Also ich als Agentur-Mensch habe es dann relativ oft, dass ich irgendwo hinfahre, wo es dann eben auch Inhouseler gibt und man schlägt dann irgendwas vor und dann gibt’s so zwei Möglichkeiten. A) Der Inhouseler sagt, nein, das kriegen wir hier intern nicht durch, nein, nein, keine Chance und die Idee wandert gleich in die Mülltonne. Oder B) gibt’s die Möglichkeit, dass jemand sagt so, ach ja, interessante Idee, haben wir so noch nie gesehen, probieren wir mal aus. Ich habe oft den Eindruck, dass jemand, der schon relativ lange da ist also inhouse in diesem Unternehmen, dass der eher immer Richtung A) tendiert, also dass der sagt, nein, das haben wir alle schon versucht und klappt sowieso nicht. Die Idee dahinter, wäre es nicht logisch, dass man inhouse einfach nur maximal drei, fünf Jahre oder sowas bleiben darf, weil er dann irgendwann einfach schon zu sehr auf das Unternehmen und seine Restriktionen geeicht ist?

Dominik Schwarz: Dann ist das so wie Bundestrainer oder quasi, dass du ein Mandat bekommst, 4 Jahre gewählt und danach kannst du ihn maximal einmal nochmal verlängern. Die Frage ist natürlich, ob du bei diesem Gedankenexperiment dann nicht den Vorteil auch negierst, dass, wenn jemand seit langem da ist, er auch die gesamte Historie von einem Unternehmen, von einem Produkt, von einem System und so weiter kennt und ob das nicht auch ein gigantisch großer Wert ist. Und zweitens, das eine bedingt natürlich Gott sei Dank nicht zwangsläufig das andere, nur weil jemand schon lange da ist. Das muss jetzt ja nicht heißen, dass die Person dann weniger offen für neue Ideen ist. Ich glaube, in solchen Fällen kommt es ganz häufig darauf an, wer jeweils dann tatsächlich auch die Agentur beauftragt. Also eher ablehnende, ablehnendes Feedback entgegengeschleudert wird, dann ist es in der Regel nicht von den Menschen, die dich beauftragt haben, sondern dann hat irgendwie der Chef gesagt, wir müssen da jetzt mal einen neuen Impuls reinbringen und inhouse der Kollege, die Kollegin, fühlt sich dann übervorteilt oder in der Ehre gekränkt und ist einfach gegen alles, dass du da häufig in Blitzableiter-Positionen dich befindest. Das ist definitiv auch meine Erfahrung, aber es muss nicht zwangsläufig so sein zum einen. Und zum anderen, ich glaube, es kommt auch häufig aus so einer Situation heraus, um den Spieß da umzudrehen, dass Agenturen eben nicht verstehen, wie die Prozesse funktionieren, dass dann Vorschläge kommen, die einfach von jemand, der frei von politischen Zwängen agieren kann, super simpel aussehen in der Umsetzung, aber tatsächlich einfach nicht machbar sind. Es kann doch nicht so schwierig sein einfach auf responsive umzustellen. Doch, das sind Projekte, die im Zweifelsfall Millionen kosten und es ist noch nicht mal eine Übertreibung, sondern buchstäblich Millionen. Da hilft es nur, das ist im Grunde mein anderes Mantra, was ich predige. Das funktioniert alles nur, wenn SEO als Kanal in einem Unternehmen auch an der richtigen Stelle positioniert ist. Was nicht passieren darf ist, dass es einen SEO, eine SEO in einem Unternehmen gibt, die irgendwo unten als Appendix von der Frontend-Entwicklung angesiedelt ist, aber gleichzeitig eigentlich für alles verantwortlich sein soll. Das kann nicht funktionieren. Wer irgendwo ganz unten in der Hierarchie ist, der wird nicht abteilungsübergreifend Optimierungen vornehmen können. Das geht einfach nicht. Das heißt SEO muss eine Geschäftsführer-Aufgabe sein, also zumindest eine Geschäftsführer-Sorge sein und die Geschäftsführung muss dafür sorgen, dass diese ganzheitliche Optimierung, die schlussendlich ja SEO ist, auch wirklich überall in allen Abteilungen eine Priorität ist. Und wenn du mit jemandem sprichst, mit der Person sprichst, die auf so einer Ebene da auch ist, die sowas umsetzen kann, dann wirst du auch in den wenigsten Fällen auf so frustrierendes Feedback stoßen wie, ja können wir nicht, haben wir schon immer gemacht. Das kommt in den meisten Fällen nur dann, wenn vielleicht auch inhouse einfach die Positionierung von SEO falsch ist und die Erwartungshaltung auf ein Setup treffen, das dafür einfach nicht geeignet ist.

Markus Hövener: Ich glaube, da sind wir noch relativ weit von entfernt. Wenn du sagst, so die Geschäftsführung, also klar, dass die jetzt nicht die Onpageler vorm Herren sind, das ist mir auch klar, nein, aber ich glaube, es gibt da draußen nach wie vor noch, wenn man jetzt mal so den internet-zentrierten Handel und so hinter sich lässt, gibt’s da draußen noch ein gewaltiges Potenzial von Geschäftsführern oder Managern, die das nötige Wissen nicht haben, um so ein SEO First oder so eine Denke voranzubringen. Wie gesagt und ich glaube, da sind wir uns einig, dass du gar nicht wissen musst, was das alles ist mit Canonical Tag und Blablabla, aber dass du schon wissen musst, hier Content und wofür taugt der, Links, woher kommen die. Ja, so Party-Wissen halt. Ich glaube, da sind wir noch nicht, also nicht bei allen auf jeden Fall.

Dominik Schwarz: Aber auch das ist vielleicht eine sehr wichtige Funktion von Agenturen im ganzen Ökosystem, da diese Nachricht zu verbreiten. Ich meine, du machst das sehr viel mit dem Podcast und den ganzen anderen Aktivitäten. Da bist du sicher einer der ganz großen Vorreiter. Aber auch das gehört zu einer, ich würde sagen, transparenten Beratung, nicht einfach nur das zu verkaufen, was jetzt gerade kurzfristig den meisten Umsatz generiert, völlig egal, ob die Inhouse-Kollegen dann damit was anfangen können oder nicht, sondern im Zweifelsfall auch zu sagen, nein, das macht keinen Sinn. Wir können das zwar so umsetzen und sie haben dann auf dem Blatt Papier vielleicht jetzt diesen und diesen Aspekt gelöst, aber der wird nichts bringen, wenn wir nicht gleichzeitig hier und hier ansetzen oder wenn nicht inhouse sich diese und diese Dinge ändern. Das ist dann schlussendlich finde ich die ganz große Kunst der Beratungsdienstleistung, im Zweifelsfall auch nein zu sagen für das größere Gut, für das größere Ziel da dieser ganzheitlichen Optimierung ein Stück näher zu kommen.

Markus Hövener: Ich habe das übrigens hier an meiner Pinnwand, die kannst du jetzt natürlich gerade nicht sehen, weil wir nur audibel verbunden sind. Habe ich noch eine Idee hängen, nämlich wirklich mal ein Seminar zu machen, SEO für Geschäftsführer. Also was muss jemand von SEO verstehen, der nichts von SEO versteht und das an einem Tag. Der Zettel hängt da leider seit 2 Jahren, weil ich immer noch die anderen Seminare irgendwie vorher mache, aber irgendwann wird es dieses Ding geben und einfach, weil ich auch die Notwendigkeit sehe, dass Leute da über Sachen entscheiden und ich glaube einfach, dass jeder so dieses Party-Wissen haben sollte, so wie jeder auch ein bisschen Party-Wissen hat zum Thema Buchhaltung oder andere Themen, glaube ich, dass jeder auch und gerade die Geschäftsführung auch so ein bisschen SEO-Wissen mit dabeihaben sollte.

Dominik Schwarz: Richtig. Der Geschäftsführer bucht auch nicht selber. Der setzt sich auch nicht hin und sucht dann entsprechend raus, auf welches Konto er jetzt hier diese Abschreibung buchen muss, sondern er weiß halt, ich brauche, die und die Voraussetzung müssen grundsätzlich erfüllt sein. Und genauso muss es dann eben auch SEO sein.

Markus Hövener: Dafür macht irgendein Dienstleister eine Bilanz für mich und bei SEO ist es ja auch ähnlich, wo ich vielleicht Inhouse-Leute habe und mir noch ein bisschen Hilfe von außen vielleicht dazu hole. Lass uns das als Schlusswort nehmen. Die Zeit rennt. Die Zeit ist ein Monster auf Rollschuhen, hat ein Kollege mal gesagt. Er hat vollkommen recht. Es war eine absolute Freude mit dir zu sprechen. Ich glaube, es ist auch …

Dominik Schwarz: Ebenfalls vielen Dank für die Gelegenheit.

Markus Hövener: Ich glaube, es ist auch absolut wichtiges Thema. Vielleicht können wir das auf irgendeiner Konferenz auch nochmal weiterführen, weil ich glaube, das Thema brennt auch vielen unter den Nägeln und also gerade auch so diese Frage, wie finde ich zum Beispiel einen guten Inhouse, ich weiß, dass da viele dran scheitern und gerade so Leute, die auch in Wallamucken draußen sitzen, also irgendwo in der Peripherie oder ganz auf dem Land und da jetzt einen fähigen Menschen hinzukriegen, sauschwierig. Das kriege ich tagtäglich mit und ist nicht wirklich einfach das Spiel. In diesem Sinne, wir sind am Ende, am Ende der Zeit auf jeden Fall und ich wünsche euch allen da draußen noch einen geilen Sommer. Genießt das Leben. Das war’s von uns. Vielen Dank und bis bald. Tschüss!

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

Ein Kommentar zu “Search Camp Episode 53: Inhouse-SEO vs. SEO-Agentur – Wer macht was? Und warum?”

  1. Avatar-Foto Sergej

    Hi Markus,

    da kann ich nur zustimmen. So läuft es wahrscheinlich in sehr vielen großen Unternehmen.

    Gruß

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